Gestern Abend waren Timo und ich noch unterwegs auf der Suche nach einem Geocache der besonderen Art. Die Logs waren alle sehr positiv und die Beschreibung klang sehr verheißungsvoll:
Industrie- und Eisenbahnbrache pur bietet euch dieser Multi im Nordwesten Dortmunds. Der Güterbahnhof liegt schon seit einigen Jahren still. Die Gebäude stehen verlassen da, Lampen, Signale und Gleise sind nichts weiter als stumme Zeugen des einstigen Industriezeitalters (die Oberleitungen wurden im übrigen Opfer einer groß angelegten Kabelraubaktion). Kommt mit und begebt euch auf eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit.
Und der Cache war wirklich ein Erlebnis. Wir hatte beide unsere Kamera dabei. Erste Station war eine Halle, in der wahrscheinlich früher mal die Wagen der Bahn instand gesetzt wurden. Die Halle ist rundherum voll mit Graffitis und strahlt bei schummerigem Licht eine ganz besondere Atmosphäre aus. Hier wird jedes Geräusch der am Glas schrammenden Bäume, der klappernden Fallrohre und der knirschenden Trägerkonstruktion zu einem eigenen Erlebnis.
Also gut. Die erste Aufgabe: Tretet ein, seht euch großzügig um und findet den großen gelbgrünen Hinweis.
Gesagt, getan. Wir haben uns sehr gründlich und großzügig umgesehen. Und zwar nicht nur in der eigentlichen Halle, sondern auch im angrenzenden Bürogebäude. Im zweiten Geschoss fanden wir viele sehr interessante Graffitis. Allerdings blieb der Hinweis verborgen.
Plötzlich hörten wir direkt unter den Fenstern des Raumes, in welchem wir uns gerade befanden, Geräusche, als ob da jemand mit einem Besen die Halle fegt.
Wer fegt bitte eine Industrieruine?
Wir begaben uns langsam und leise wieder ins Erdgeschoss. Plötzlich setzte das Fegen aus. Komisch …! Auf dem Weg zurück in die große Halle bekam ich dann fast einen Herzinfarkt. In einer Ecke hinter einer Tür stand plötzlich ein Typ um die 50, Besen in der Hand, Blaumann an.
Wie sich herausstellte hatte er uns für die Bahnpolizei gehalten und war in Deckung gegangen. Das Versteck war aber eher ungeeignet…
In der großen Halle standen wir aber wieder vor dem großen Problem: „Wo bitte ist der Hinweis?“.
Also studierten wir die Logs der anderen. Dort war immer wieder zu lesen „… gut, dass ich meine Lesebrille vergessen hatte!“ oder „… der Hinweis war einfach schon zu groß!“ oder „… wenn ich jetzt erzähle, dass ich beim ersten Versuch an Station 1 abgebrochen habe, lachen mich bestimmt jetzt alle aus!“. Im Nachhinein kann man diese Reaktionen durchaus verstehen. Aber wir haben auch über eine Stunde benötigt, um den Hinweis zu finden. Ich sag nur soviel: er war tatsächlich groß … und er war gemein!
Auf dem Weg zur 2. Station lief uns wieder der Typ mit dem Besen über den Weg. Wir hatten ihn schon für einen etwas verwirrten alten Mann gehalten, der hier früher mal gearbeitet hatte. Da lagen wir allerdings falsch.
Er und sein Kollege, der dann auch zu uns stieß, sammeln auf dem Gelände die Blechreste zusammen. Er erzählte uns dann auch, dass man ihn bereits 4 mal erwischt hat, dann aber nichts unternommen hat, weil er nur normales Blech auf dem Wagen hatte. Hätte er Kupfer dabei gehabt, wäre es zu einer Anzeige gekommen. „Na toll…“ habe ich mir in dem Moment gedacht, „… dann ist die Bahnpolizei bestimmt gleich auch wieder da!“.
Also versuchten wir uns so freundlich wie möglich zu trennen. Aber die beiden fanden es wohl mal ganz interessant sich mit jemandem zu unterhalten. So schwenkte das Gespräch auf eine Diskussion über Navis.
Immerhin habe ich aber noch herausbekommen, warum er den Besen dabei hatte: er hat sich die Zufahrt zu seinem Schrotthaufen scherbenfrei gekehrt, damit der den Schrott am folgenden Tag direkt auf dem Gelände mit dem Auto abholen kann. Kaum zu glauben, dass es Leute gibt, die diesen Aufwand für 60€ die Tonne betreiben.
Die Station 2 haben wir dann (danach) schnell gefunden. Es ist einfach eine Schande, dass Randalierer das ganze Gelände so stark zerstört haben. Es gibt an keinem der Gebäude mehr eine ganze Glasscheibe. Aber immerhin sind die groben technischen Geräte in den Stellwerken noch halbwegs erhalten. So konnte Timo ein paar wirklich gelungene Nahaufnahmen machen.
Das Gelände stellte sich als deutlich weitläufiger heraus, als zunächst angenommen. Bereits an Station 3 meinte Timo: „Jetzt geht es bestimmt wieder zurück?“ – „Nein Timo, leider nicht.“. So langsam wurde es auch Zeit, denn die lange Suche nach der ersten Station und das Gespräch mit den beiden Schrottdieben hatte die Dämmerung und die Dunkelheit näher rücken lassen.
Klar… in der Beschreibung steht, dass man den Cache auch als Nachtcache machen kann. Aber irgendwie war mir nicht so danach. Nunja, eine starke Taschenlampe hatte ich ja dabei.
Station 4 war mithilfe der Aufgabe „Das Loch im Dach verrät euch die Cachekoordinaten.“ schnell gefunden. Dort stellten wir erleichtert fest, dass der Multi-Cache als Runde konzipiert war, so dass die finalen Koordinaten nur einige hundert Meter von den Start-Koordinaten entfernt lagen. Das Versteck für die Dose war auch sehr nett. Durch die an jeder Station sehr genauen Koordinaten von Plaudi war aber auch diese Suche sehr schnell erfolgreich.
So konnten wir nach ca. 3 Stunden und insgesamt 6 km erfolgreich vermelden: wir haben ihn.
Freundlicherweise hatte ein anderer Cacher einen Verwarnungsgeld-Zettel mit in den Cache gelegt. Gut zu wissen: wären wir erwischt worden, wären wir um 35€ erleichtert worden. Das wäre es uns aber in jedem Fall wert gewesen. Der Cache kommt auf jeden Fall auf meine persönliche Highlight-Liste.
Abschließend sind wir dann noch ein leckeres Duckstein trinken gegangen.
Jetzt bleibt nur noch ein dickes Danke an den Owner Plaudi von
tonsturz (aka Timo) und jengardo (aka ich)