Ziel des 6. Tages unserer Norwegen-Reise ist Bergen. Die Etappe ist so geplant, dass wir am frühen Mittag in Bergen sind. Die Route, wie sie auf der Karte oben eingezeichnet ist, könnte auf Karten, die etwa älter sind, noch nicht eingezeichnet sein. Der Folgefonna-Tunnel unter dem Folgefonna-Nationalpark hindurch ist relativ neu. Dazu wurde auch der Anleger der Fähre ein wenig umgelegt, und zwar nach Årsnes. Dieser „Ort“ besteht ausschließlich aus dem Anleger und ist auch erst auf ganz aktuellen Karten verzeichnet.
Es geht also an diesem Donnerstag zunächst nördlich aus Odda raus, wobei wir uns westlich des Fjordes halten und nach 3km fast an dem unscheinbaren Tunneleingang vorbei gefahren wären. Es ist auf jeden Fall kein Tunnel für Leute, die generell Angst vor Tunneln haben, denn er ist eng, lang und dunkel.
Ist man auf der anderen Seite am Maurangsfjords, einem Arm des Hardangerfjords, schängelt sich die Straße in gemütlichen Kurven bis zum Fähranleger — Verkehr: Fehlanzeige. Bis zur Fähre brauchen wir von Odda aus gerechnet etwa eine Stunde. Wir haben Glück, denn unsere erste Inlandfähre legt prompt 10 Minuten später an — was für ein Timing! Von Gjerdmundshamn geht es dann weitere anderthalb Stunden über herrliche Straßen, hauptsächlich die RV48 und die RV7, bis nach Bergen.
In Bergen fahren wir über die RV585 fast bis zum Anleger der Fähre nach Stavanger. Kurz bevor die Straße den scharfen Knick um die Bergenhus-Festung macht, finden wir auf der linken Straßenseite einen Parkplatz. Parkplätze sind in Bergen Mangelware, deswegen sollte man nicht allzu wählerisch sein. Dieser Parkplatz ist schon arg teuer und der Automat nimmt tatsächlich Kreditkarten, da wir aber nur ein paar Stunden verweilen, geht das schon in Ordnung.
Da wir genau zur Mittagszeit in Bergen angekommen sind, essen wir erst einmal unsere obligatorische Mittagsstulle — diesmal auf dem Parkplatz vor der Bergenhus-Festung.
Das erste Ziel in Bergen ist dann natürlich auch die Bergenhus-Festung. Leider hat das Museum um diese Jahreszeit noch nicht geöffnet, so dass wir lediglich ein wenig über die Höfe und durch den Park der Festung schlendern. Die in einem der Fotos abgebildete Håkonshalle ist das Herzstück der im 13. Jahrhundert als Königshof errichteten Festung. König Håkon Håkonsson errichtete diese Halle als Protzbau Mitte des 13. Jahrhunderts und feierte darin die Hochzeit seines Sohnes Magnus mit einer dänischen Prinzessin. Heute werden die Räumlichkeiten für Festivitäten und Konzerte genutzt.
Das nächste Ziel erreichen wir durch den nordöstlichen Ausgang der Festung. Die Marienkirche gilt als ältestes Gebäude in Bergen. Sie ist eine romanische Basilika, die um 1130 nach dem Vorbild des Speyrer Doms aus Naturstein erbaut wurde. Leider ist die Marienkirche voraussichtlich bis 2015 wegen Sanierungarbeiten geschlossen.
Von der Marienkirche sind wir nur noch ein paar Schritte vom Hanse-Viertel Bryggen entfernt. Das Viertel entstand in der Blütezeit der Hanse beginnend im 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert bildeten deutsche Kaufleute und Handwerker ein Viertel der Bevölkerung Bergens.
Ursprünglich bestand das Viertel aus über 300 Häusern. Leider wurde der Großteil der meist in Holz gebauten Häuser bei einem Brand 1702 vernichtet. Ein weiterer Brand im Jahr 1955 zerstörte dann nahezu den gesamten Rest.
Die verbliebenen Gebäude wurden seit dieser Zeit liebevoll restauriert und beherbergen zahlreiche Ateliers, kleine Boutiquen und Cafés. Insbesondere in den letzten 10 Jahren wurden die Häuser verstärkt von einer Stiftung, der Stadt und dem Land Norwegen saniert. Da die Arbeiten jedoch ausschließlich mit klassischen Werkzeugen und in Handarbeit erledigt werden, ist noch lange kein Land in Sicht und einige der Häuser befinden sich (hinter den Fassaden) in einem echt schlimmen Zustand. Aber es wird…
Da die Sonne während unseres Spaziergangs durch das Brygge-Viertel durch die Wolken stößt, lassen wir uns in einem der Cafés nieder und trinken erstmal ein leckeres Heißgetränk.
Schließlich setzen wir uns nach einem augedehnten Stadtbummel noch in die Fløybanen und fahren auf den nahegelegenen Fløyen. Den Ausblick über Bergen können wir jedem empfehlen. Oben auf dem Fløyen gibt es zudem zahlreiche Wanderwege und für diejenigen, denen Geocaching ein Begriff ist und die zufällig einen Travelbug aussetzen wollen, gibt es auch zahlreiche Dosen.
Da das Wetter so schön ist, beschließen wir uns die Talfahrt zu schenken und ins Tal zurück zu wandern. Mit ein bisschen Orientierung klappt es sogar, dass wir nur ein paar Meter neben dem Parkplatz mit dem geparkten Wohnmobil herauskommen. Zugegeben — ich hatte den Garmin (Navi) dabei, so dass ich immer genau wusste, wo ich bin.
Bergen hat im direkten Stadtgebiet keinen Campingplatz. Daher fahren wir ein wenig ins Umland. Wir suchten uns zu Hause den Campingplatz in Haukeland aus, den wir gegen 19 Uhr erreichen. Der Campingplatz ist in mehrere Terrassen gestuft, die oberhalb eines kleinen Sees liegen.
Auf dem Campingplatz kommt es zu einem ganz besonderen Moment auf unserer Norwegen-Reise, an den wir uns wahrscheinlich noch lange erinnern werden.
Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz verlassen nach dem Abendessen mit zwei großen Taschen in der Form eines Golf-Bags ihr Wohnmobil. In diesem Moment denken wir wirklich an Golf-Schläger, da der Campingplatz im unteren Teil noch komplett leer ist und man dort möglicherweise den ein oder anderen Schlag hätte üben können. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Während wir mit dem Spülen des Abendgeschirrs beschäftigt sind, ertönen plötzlich Laute, die wir zunächst nicht zuordnen können.
Dann entdecken wir das ältere Ehepaar aus Bern mit zwei Alphörnern am See. Wir haben davon auch ein Video gedreht, sonst glaubt uns das keiner.
Der Tag in Fakten:
Distanz: | 136 km (Odda-Bergen) 23 km (Bergen-Haukeland) |
Schnitt: | 43 km/h (Odda-Bergen) 40 km/h (Bergen-Haukeland) |
Anzahl der Fähren: | 1 |
Kosten für die Fähren: |
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Ziel-Campingplatz: | Lone Camping AS Hardangerveien 697 N-5268 Haukeland |
Kosten für Campingplatz: | 170,- NOK/Wohnmobil, 30,- NOK/Erw. und 40,- NOK/Strom. Macht in Summe 240,- NOK, d.h. ~ 31,- €. Der Preis ist für das, was geboten wird OK: (+) |
Lage des Campingplatzes: | Direkt in einem ruhigen Talkessel mit See und Gebirgspanorama: (++) |
Sanitäranlagen: | Sehr sauber und großzügig ausgelegt: (++) |