Tag 9 beginnt wieder mit Sonnenschein. Die Route startet gleich mit dem spektakulärsten Straßenabschnitt des Tages. Von unserem Campingplatz in Richtung Eidsdal schraubt sich die Straße in 11 engen Kehren auf einer Stecke von 5 km auf 600 Höhenmeter. Das sind im Schnitt (!) 12%. Aus der letzten Kurve hat man einen fantastischen letzten Blick über den Fjord bis hinüber zu den ‚Sieben Schwestern‘. Diese Route wird Adlerweg genannt.
Nach unserem Urlaub haben wir im Fernsehen einen Bericht über einen Hurtigruten-Kreuzfahrer gesehen und das, was im Sommer mit dem kleinen Örtchen Geiranger passiert – grausam. Wir sind echt froh, dass wir uns diese Menschenmassen ersparen konnten.
Weil die ‚Goldene Route‘ zwischen der RV15 und Geiranger und außerdem über die Trollstigen noch gesperrt ist, ist es in Geiranger noch richig ruhig und wir haben den Ausguck ganz für uns allein.
Wir sind jetzt zwar nicht über die Trollstigen gefahren, aber mal ganz ehrlich: Auf dieser Reise durch Norwegen haben wir so viele tolle und auch spektakuläre Straßen befahren — da trauern wir den Trollstigen kein bisschen nach. Und liegen im Sommer drei Kreuzfahrer im Fjord, bahnt sich eine Karavane von Reisebussen den Adlerweg hoch. Da hatten wir’s eindeutig schöner.
Die weitere Strecke ist landschaftlich ebenfalls sehr schön — allerdings ohne weitere Sightseeing-Elemente. Zunächst geht es mit der Fähre von Eidsdal nach Linge. Da — wie gesagt — die Trollstigen gesperrt sind, verläuft die Strecke westlich auf der RV660 bis zu ihrem Ende. Dann geht es rechts auf der E39 bis nach Vestnes, wo wir mit der Fähre nach Molde übersetzen. Wir bleiben weiter auf der E39 und setzen mit der 3. Fähre des Tages von Kanestraum nach Halsa über. Jetzt sind es noch etwa 150 km bis nach Trondheim.
Wir erreichen unser Tagesziel, Trondheim, am frühen Nachmittag und parken das Auto auf einem Parkplatz mitten in der Stadt. Die Sehenswürdigkeiten lassen sich, wie auch in Bergen, problemlos zu Fuß erreichen. Außerdem tut die Bewegung auch mal richtig gut.
Die erste Sehenswürdigkeit ist der Nidarosdom. Der Nidarosdom, der den ursprünglichen Namen der Stadt Trondheim trägt, war die Kathedrale der norwegischen Erzdiözese.
Ursprünglich stand der Schrein von Olaf dem Heiligen hinter dem Hochaltar, was dem Dom den Beinamen „Herz Norwegens“ brachte.
Im 19. Jahrhundert wurde der Nidarosdom auch als Krönungsstätte der norwegischen Könige genutzt. In der Kathedrale ist das Fotografieren nicht erlaubt — was mich jedoch nicht davon abgehalten hat, es trotzdem zu tun.
Die nächste Station unserer Sightseeing-Tour ist das direkt neben dem Nidarosdom gelegene Bischofs-Palais.
Das am Nidelv, dem durch Trondheim fließenden Fluss, gelegene Palais besitzt nur noch einige wenige mittelalterliche Reste, die neben modernen Anbauten erhalten sind. Am Ufer des Nidelv verbringen zahlreiche Trondheimer ihr Wochenende.
Es wird gegrillt, gechillt und KUBB gespielt. KUBB ist auch bekannt als Wikingerspiel. Wie schön, dass auch manchmal Klischees voll erfüllt werden. Es ist einfach zu offensichtlich und logisch: im Land der Wikinger wird das Wikingerspiel gespielt. Ich habe tatsächlich das erste Mal bei „Schlag den Raab“ von diesem gehört. Hier scheint es zum Volkssport zu gehören.
Nach einigen Metern stehen wir an der Holzbrücke ‚Gamle bybro‘, die über den Nidelv geht und einen tollen Blick auf die alten Speicherhäuser erlaubt. Während ich noch die Kamera einstelle, werde ich von einem älteren Herrn angesprochen. Die Brücke und die Speicherhäuser seien das meist fotografierte Motiv in Trondheim.
Es wird ein sehr angenehmes Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Herr ein emeritierter Professor aus Trondheim ist, der Freunde in Köln hat und unsere Heimatstadt Dortmund tatsächlich schon besucht hat. Er selbst habe ursprünglich in der Finnmark gelebt, war jedoch von den Deutschen im zweiten Weltkrieg vertrieben worden und zunächst in Narvik gelandet.
Später habe es ihn dann nach Trondheim verschlagen. Der Mann hat einiges zu erzählen, während er auf seine weibliche Begleitung wartet.
Wir haben es nicht eilig und so lauschen wir seinen Ausführungen. Diese Kontakte, die wir unterwegs immer wieder haben, machen das Land so sympathisch. Wir erfahren überall eine total unvoreingenommene Freundlichkeit und Offenheit.
Die Offenheit, mit der die Menschen miteinander und auch mit Fremden umgehen, sind wir aus deutschen Städten eher nicht gewohnt. Uns gefällt’s…
Von hier geht es hinauf zur Christiansen-Festung, von der aus man einen tollen Blick über ganz Trondheim hat. Auch hier wird in den Parks und auf den Wiesen überall KUBB gespielt. Langsam bummeln wir über die Festung und orientieren uns wieder in Richtung des Parkplatzes, auf dem das Wohnmobil steht.
Gegen 19:30 Uhr sind wir schließlich am Campingplatz in Flakk, etwas westlich von Trondheim, direkt neben der Fähre, die wir am kommenden Morgen nehmen wollen. Der Campingplatz ist schön gelegen. Allerdings fährt die Fähre fast die ganze Nacht in einem engen Rhythmus und der Lärm des Anlegers schallt herüber. Wir sind jedoch so erschossen, dass uns das nicht im geringsten stört.
Der Tag in Fakten:
Distanz: | 304 km (Geiranger-Trondheim) 9 km (Trondheim-Flakk) |
Schnitt: | 42 km/h 36 km/h |
Anzahl der Fähren: | 3 |
Kosten für die Fähren: |
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Ziel-Campingplatz: | Flakk Camping N-7070 Bosberg |
Kosten für Campingplatz: | Einheitspreis für Wohnmobil: 200,- NOK, d.h. ~ 26,- €. Liegt zwar wie viele Campingplätze im Bereich von 25,- €, unter Berücksichtigung von Lage und Sanitär aber nur: (o) |
Lage des Campingplatzes: | Auf der einen Seite ist es für uns gut, dass der Platz direkt neben dem Fährhafen liegt, auf der anderen Seite war aber die ganze Nacht Fährverkehr: (+) |
Sanitäranlagen: | Alt, aber im Rahmen der Möglichkeiten sauber: (o) |