Wie jeden Morgen klingelt auch an diesem 11. Tag um 7 Uhr der Wecker. Wir haben nicht auf einem Campingplatz, sondern auf einem normalen Wanderparkplatz übernachtet. So haben wir nur ein paar hundert Meter zur nächsten Fährverbindung von Kilboghamn nach Jetvik. Es ist unglaublich ruhig hier. Kein Wind, kein fließendes Gewässer und auch kein Autoverkehr. Wir essen in aller Ruhe unser Frühstück und sind pünktlich an der Fähre.
Das Wetter ist wieder herrlich — strahlend blauer Himmel und um 8 Uhr schon 18°C, so dass wir die gut 70 minütige Überfahrt, in der wir auch den Polarkreis überqueren, an Oberdeck genießen können.
Gegen halb 11 erreichen wir unsere zweite und letzte Fähre und auf der herrlichen Küstenstraße RV17, die Fähre von Årgskardet nach Forøy. Jetzt sind es nur noch 150 km ohne Fähren bis zum Ende der RV17. Kurz vor dem Ende der Küstenstraße liegt der Saltstraumen. Hier quetschen sich Unmengen Wasser bei jeder Ebbe und Flut durch die wenige Meter breite Mündung des Saltfjords. Im Sommer ist laut Reiseführer das Gelände mit Fressbuden vollgestopft und Bootsführer versuchen gegen die Strömung anzufahren, was sie allein des Showeffektes wegen „natürlich“ nicht schaffen. Mitte Mai ist hier jedoch noch alles ruhig.
Um 14:30 Uhr sind wir in Bodø und suchen die Fähre in Richtung Moskenes. Wir haben noch zwei Stunden Zeit — der Zeitplan ist also mehr als gut aufgegangen.
Wir haben unser Ticket für die Überfahrt von Bodø nach Moskenes vor Antritt des Urlaubs im Internet gebucht und bezahlt. Das sollten insbesondere all diejenigen machen, die diese Fähre in der Hauptsaison nutzen wollen, denn der Andrang kann enorm sein. Die Informationspolitik der Fährgesellschaft vor Ort ist allerdings richtig miserabel. Auf unserem Ticket stand, dass wir uns bis spätestens 45 Minuten vor der Fahrt zu melden hätten, da sonst die Reservierung und damit der gesicherte Platz auf der Fähre verfallen würde. Aber alle Schalter und Kassen sind leer und verwahrlost.
Von einem Mitarbeiter der aktuell angelegten Fähre heisst es dann, wir sollen einfach auf die Warte-Spuren fahren, wir würden dann die besagten 45 Minuten vorher aufgerufen. Wenn dann allerdings eine halbe Stunde vor der Abfahrt immer noch nichts passiert, wird man doch etwas nervös — vor allem wenn man nicht abschätzen kann, wie viele Fahrzeuge auf die Fähre passen.
Aber alles ist gut. Den Mitarbeitern ist wohl klar, dass alle auf das Schiff passen. Sie machen sich also nicht die Mühe die Reservierungen herauszupicken.
Pünktlich um 16:30 Uhr legt die Fähre in Richtung Moskenes ab. Während meiner Zeit bei der Bundeswehr war ich im Winter 1995/96 im Rahmen einer Übung auf dem Lenkwaffen-Zerstörer Lütjens schon mal in Bodø. Ich versuche beim Verlassen des Hafens die Stelle wiederzuerkennen, an der ich am Kiesstrand liegend die Polarlichter beobachtet habe. Leider kommt mir nichts bekannt vor.
Der Wind bläst mit Windstärke 6, aber aus nordöstlicher Richtung. So halten sich die Wellen in Grenzen. Es ist ein herrliches Gefühl von Freiheit, die Berge der Festlandküste im Dunst verschwinden zu sehen, während die bizarren Konturen der Lofoten vor uns in der Dämmerung auftauchen. Um 20:30 Uhr legen wir pünktlich in Moskenes an. Laut unseren Unterlagen befindet sich ein Campingplatz direkt am Hafen. Wir konnten jedoch in der Vorbereitung keine Informationen zu diesem Campingplatz finden. Unser einziges Material waren Luftbildaufnahmen via GoogleEarth.
Und da wir nicht abschätzen können, wie laut die Umgebung des Hafens ist, entscheiden wir uns zunächst für einen Campingplatz im südlichsten Ort der Lofoten, Å. Auch hier haben wir keine weiteren Informationen — also fahren wir einfach erstmal los. Uns folgt eine Karawane aus drei anderen Wohnmobilen. Den Campingplatz können wir auch finden. Er hat allerdings noch geschlossen. Also fahren wir wieder nach Moskenes zurück. Die Wohnmobile, die mit uns nach Å gefahren sind, folgen uns wieder, fahren jedoch in Moskenes weiter. Das irritiert uns ein wenig.
Zwei Minuten später wissen wir auch warum. Wir können im gesamten Hafengebiet keinen Hinweis auf einen Campingplatz finden. Gott sei Dank habe ich noch das Bild von GoogleEarth im Kopf. Dadurch weiß ich ungefähr, wo der Campingplatz liegen sollte. Und tatsächlich, wir finden ihn. Der Campingplatzwart ist gerade dabei, die Veranda seiner Rezeption mit neuen Dielen zu versehen, und schaut uns etwas irritiert an. Ob wir hier übernachten können, ist unsere erste Frage. Wir können. Er erzählt uns, dass er den Campnigplatz über den Winter komplett renoviert hat und erst in einer Woche öffnen will. Die vermissten Hinweisschilder stehen noch in der Rezeption. So haben wir ein weiteres Mal den Campingplatz für uns alleine. Und da der Campingplatz durch eine kleine Kuppe vom Hafen getrennt ist, ist nichts vom Hafen zu hören. Das tollste ist der freie Blick auf’s Meer, ganz für uns allein…
Der Tag in Fakten:
Distanz: | 200 km (Kilboghamn-Bodø) |
Schnitt: | 32 km/h |
Anzahl der Fähren: | 3 |
Kosten für die Fähren: |
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Ziel-Campingplatz: | Moskenes Camping Moskenesvågen N-8392 Sørvågen Lofoten |
Kosten für Campingplatz: | 180,- NOK/komplett, d.h. ~ 23,- €. Wir gehen aber davon aus, dass das ein Sonderpreis war, weil der Campingplatz noch nicht geöffnet war: (++) |
Lage des Campingplatzes: | Direkt am Meer: (++) |
Sanitäranlagen: | Frisch renoviert. Wie wir jedoch feststellen mussten, läuft sogar das Abwasser der Chemietoiletten direkt in den nächsten Bach und dann ins Meer. Das mögen wir nicht, daher: (o) |