Tag 16: Hammerfest bis Skibotn

Tag 16: Forsøy - Skibotn

Ab jetzt geht es jeden Tag wieder ein Stück nach Süden. Unser heutiges Ziel ist Skibotn. Skibotn ist eine kleine Ortschaft an der E6 mit einer Besonderheit: im Sommer gedeihen hier zahlreiche wilde Orchideen, da in der Waldregion von Skibotn entlang der E8 ein spezielles Mikroklima herrscht. Davon ist zu dieser Zeit natürlich nicht viel zu sehen. Uns dient Skibotn nur als Zwischenstopp in Richtung Narvik.

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Doch leider wird Skibotn für uns die nächsten zweieinhalb Tage zum Zwangsaufenthalt. Dabei haben wir allerdings noch richtig Glück im Unglück. Wir erreichen Skibotn um kurz vor 18 Uhr und sehen direkt am Ortseingang einen Campingplatz. Wir steuern diesen Campingplatz im Glauben an, dass es der einzige Platz in Skibotn ist, und gehen daher davon aus, dass es sich um den Campingplatz handelt, den wir uns vor unserer Abreise ausgesucht hatten. Leider stellt sich später heraus, dass Skibotn zwei Campingplätze hat und wir den falschen Platz gewählt haben. Das ist im Grunde kein Problem, aber…

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Als wir auf dem Campingplatz ankommen und an der Rezeption unsere Übernachtung bezahlen, ist alles noch in Ordnung. Wir setzen uns wieder ins Wohnmobil und suchen uns einen Stellplatz. Der Platz der Wahl ist ein wenig schräg, also steige ich aus, um die Keile herauszuholen. Als ich das Auto dann wieder starten will, passiert nicht — tot, narda, niente. Der Motor gibt keinen Laut mehr von sich.

Es ist Sonntag 18 Uhr. Also wird es nicht so einfach werden einen KFZ-Mechaniker aufzutreiben. Wir gehen wieder zur Rezeption und wollen nach einer Telefonnummer fragen. Nur da ist niemand mehr. Wir finden ein Hinweisschild mit einer Telefonnummer, die ich direkt anrufe. Es meldet sich eine ältere Dame, die kein Englisch und kein Deutsch versteht, geschweige denn spricht. Irgendwann übernimmt ihr Enkel das Gespräch und wir erklären unser Problem. Der Junge gibt uns keine Telefonnummer, sondern will mit seinem Großvater zum Campingplatz kommen, sobald dieser wieder zu Hause ist. Das scheint jedoch länger als angenommen zu dauern, so dass nach gut einer Stunde der Junge mit seiner Oma auf dem Campingplatz auftaucht und uns eine Nummer gibt.

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Es ist tatsächlich noch jemand bereit, am Sonntagabend bei uns vorbei zu sehen. Dieser Jemand ist die hilfsbereiteste Person, die wir in Norwegen kennengelernt haben. Natürlich, er bekommt Geld dafür, aber diese Hilfsbereitschaft ist authentisch. Dieser Mann vom KFZ-Notdienst, der in einem umgebauten Krankenwagen unterwegs ist, ist bereits 10 Minuten nach dem Anruf bei uns. Er probiert über eine Stunde lang den Motor wieder in Gang zu bringen und kann schlussendlich nur noch den defekten Anlasser diagnostizieren.

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Am Montagmorgen (Tag 17) um kurz nach 8 Uhr steht der Mann mit einem Mechaniker vor der Tür. Sie notieren sich die Teilenummer des Anlassers und ziehen wieder von dannen. Damit beginnt das eigentliche Problem. Er verspricht uns die Handvoll Fiat-Vertretungen, die es in Norwegen gibt, anzurufen und sich dann zu melden. Wir erhalten gegen Mittag die Nachricht, dass in Oslo noch ein Anlasser verfügbar wäre. Der Anlasser würde gegen 14 Uhr ab Oslo mit dem Flugzeug geliefert. Sein Mitarbeiter würde das Teil in Tromsø gegen 21 Uhr in Empfang nehmen und wäre gegen 22 Uhr dann mit dem Teil bei uns.

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Als wir gegen 22 Uhr an diesem Montag den Wagen des KFZ-Notdienstes sehen, ist die Freude groß. Sie weicht sofort der Ernüchterung. Die geplante Maschine ist nicht gestartet und sein Mitarbeiter ist umsonst nach Tromsø gefahren.

Jetzt wird unsere Zeit langsam knapp. Das Problem ist nämlich, dass die Maschine zwar am folgenden Tag dann doch starten soll — das ist allerdings der 17. Mai: Nationalfeiertag in Norwegen. Und der Mann vom Notdienst ist so ehrlich und sagt uns, dass er davon ausgeht, dass er — Flugzeug hin oder her — wahrscheinlich nicht an das Paket herankommt, weil natürlich auch der Flughafen auf Sparflamme läuft.

Er überreicht uns aber eine Tupper-Dose mit eingefrorenen Moltebeeren von seiner Frau. Die Moltebeeren sind Beeren, die nur wild in den Regionen oberhalb des Polarkreises in Norwegen, Finnland, Schweden und Russland wachsen. Die Beere enthält wohl sehr viele Vitamin und ist dem Sanddorn wohl recht ähnlich. Sie schmeckt sauer mit einem leicht bitteren Beigeschmack, der aber super passt. Die Norweger verarbeiten die Beeren zu Konfitüren oder streichen sich die Beeren direkt aufs Brot. Mit einer Prise Zucker oben drauf ist das total lecker. Wir finden das eine total schöne Geste.

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Am Dienstag (Tag 18) ist der Nationalfeiertag. Wir wissen, dass wir frühestens um 13 Uhr Bescheid bekommen, ob die Lieferung klappt oder nicht, und beschließen daher ein wenig durch den Ort zu laufen. Dabei treffen wir auf eine Feiertagsprozession, bei der Jung und Alt in schicken Trachten umherziehen. Des weiteren fällt uns auf, dass wir auf dem falschen Campingplatz gelandet sind. Der andere Campingplatz ist größer und viel sauberer als unserer. Das ist aber eher ein zweitrangiges Problem. Was mich am meisten bei unserem Platz aufgeregt hat, ist die Tatsache, dass wir die ersten 2 Tage weder Duschen noch Toiletten nutzen konnten. Der Platzwart hatte versäumt uns zu sagen, dass es ein Versteck für die Sanitärgebäude-Schlüssel gab. Wir standen also zwei Tage lang vor verschlossenen Türen. Erst als mich ein Dauergast bemerkte, zeigte mit dieser das Schlüsselversteck.

Die Lieferung des Anlassers klappte dann doch. Um 14 Uhr stand der Mechaniker am Campingplatz und keine Stunde später lief das Wohnmobil wieder.

Irgendwie überkam uns der Wunsch… bloß weg hier.

Der Tag in Fakten:

Distanz: 429 km (Forsøl-Skibotn)
Schnitt: 62 km/h
Anzahl der Fähren: 0
Ziel-Campingplatz: Eigentlich geplant:
Olderelv Camping
N-9143 Skibotn

Machte bei einem Spaziergang einen sehr guten Eindruck — mehr können wir allerdings nicht sagen.

Tatsächlich:
Skibotn Camping NAF
N-9143 Skibotn

Kosten für Campingplatz: 200,- NOK/Wohnmobil+Erw.+Strom., d.h. ~ 26,- €. Wir standen 2 Tage lang vor verschlossenen Sanitärräumen und als wir am dritten Tag duschen wollten, funktionierte der Duschautomat nicht und wir mussten uns mit kaltem Wasser duschen. Dafür ist das eindeutig zu viel: (-)
Lage des Campingplatzes: Zwischen E6 und Fjord. Ganz schön, aber nicht unbedingt ruhig: (+)
Sanitäranlagen: Alt, aber halbwegs sauber. Der Duschautomat war kaputt und der Platzwart zuckte nur mit den Schultern: (- -)